Wein wächst nicht überall. Wenn Sie einmal von Norddeutschland in den Süden gefahren sind, werden Sie mit Sicherheit bemerkt haben, dass die meisten und bekanntesten Weinanbaugebiete in Süddeutschland liegen. Die Gründe hierfür sind ganz unterschiedlich: Neben generell sonnigerem Wetter und leicht höheren Temperaturen ist der Süden Deutschlands außerdem von einer hügeligen Landschaft geprägt, die für den Weinanbau unerlässlich ist.

Generell handelt es sich bei dem Begriff Weinanbaugebiet um eine vom Gesetz geschützte Bezeichnung. Beschrieben wird mit diesem Begriff eine geographisch eingegrenzte Region, in der es erlaubt ist, einen bestimmten Wein mit genau zugewiesener Beschreibung anzubauen. Neben den geographischen Grenzen verfügen die meisten Weinbaugebiete ebenfalls über historische Zusammenhänge. Familienunternehmen haben über Jahrzehnte, oftmals sogar Jahrhunderte, eigene Traditionen und Strategien hervorgebracht, die ihren Wein mit Besonderheit und Einzigartigkeit auszeichnen. Diese Spezifikationen sind allerdings nicht im Begriff Weinanbaugebiet festgeschrieben, sondern individuell und von Weinregion zu Weinregion unterschiedlich.

Der Weinbau in Deutschland ist ein lukrativer, landwirtschaftlicher Wirtschaftszweig. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, die für ihren Weinanbau bekannt sind, liegt Deutschland mit der Anzahl der Rebflächen im Mittelfeld. Lediglich Länder wie Frankreich, Italien, Portugal und Spanien verfügen über eine größere Rebfläche und damit auch über eine höhere Weinproduktion.

In Deutschland gibt es 13 festgesetzte Anbaugebiete, die dazu befugt sind, Qualitätswein anzubauen. Zu diesen zählen neben der Ahr, Baden, Franken, der hessischen Bergstraße, dem Mittelrhein, der Mosel, der Nahe und der Pfalz ebenfalls die Region Rheingau, Rheinhessen, Saale-Unstrut, Sachsen und Württemberg. Die Anzahl und die Bezeichnung der einzelnen Anbaugebiete sind in §3 des Weinrechts festgeschrieben. Das Weinrecht umfasst sämtliche Regelungen, die mit der Produktion des Weines zusammenhängen, inklusive Bestimmungen über den Anbau, der Herstellung und den Verkauf. Nach dem Weinrecht sind diese 13 Anbaugebiete ebenfalls dazu befugt, neben Qualitätswein auch Tafelwein zu produzieren. Der Unterschied zwischen Tafelwein und Qualitätswein ist hierbei klar definiert: Während es sich bei Qualitätswein um einen Wein handelt, der zu einhundert Prozent aus einem Anbaugebiet stammt und mit einer Prüfungsnummer versehen ist, wird der Tafelwein über den Alkoholgehalt und die Gesamtsäure definiert. Im Gegensatz zum Qualitätswein darf Tafelwein auch mit Alkohol angereichert werden und wird als eher einfacher Wein bezeichnet. Die Möglichkeit, sowohl Tafelwein als auch Qualitätswein in den dreizehn festgesetzten Anbaugebieten anbauen zu dürfen, ermöglicht den Winzern die nötige Flexibilität, um neue Produkte zu kreieren und ihre Sortimente zu erweitern.

Die meisten der dreizehn Anbaugebiete in Deutschland liegen im Süden beziehungsweise Südwesten der Region. Zentrale und größte Städte der Weinregionen sind beispielsweise Wiesbaden, Mainz und Stuttgart. Nur vereinzelt sind auch an der Saale sowie im Umland von Dresden Weinanbaugebiete zu finden.
Das erste Weinanbaugebiet auf der Liste ist die Region an der Ahr. Dieses Weinanbaugebiet wird auch als Rotweinparadies bezeichnet, da in dieser Region zu über 80% Rotweine, wie Blauer Spätburgunder und Blauer Portugieser, angebaut werden. Flächenmäßig zählt das Anbaugebiet rund um die Ahr eher zu den kleineren Anbaugebieten in Deutschland. Besonders sehenswert sind die steilen Hänge dieser Region, die von Weinliebhabern gerne besichtigt werden und international sehr bekannt sind.

Ein weiteres Weinanbaugebiet liegt in Baden. Es handelt sich hierbei um das südlichste und drittgrößte Anbaugebiet in ganz Deutschland. Das Gebiet reicht bis an den Bodensee heran und wird deswegen auch gerne von Touristen besucht und von organisierten Weinreisen als Ziel angefahren. Das Anbaugebiet Baden wird in neun Anbaubereiche aufgeteilt, die sich vor allem in ihrer Lage und ihrer Spezifikation von Temperatur und landschaftlichen Ausprägung unterscheiden. So wird beispielsweise in der Region Bodensee, aufgrund der höheren Temperaturen als im Norden des Anbaugebiets Baden, Müller-Thurgau als Weißweinrebsorte und Spätburgunder als Rotweinrebsorte angebaut. Hingegen werden im Anbaugebiet Ortenau eher Riesling und Grauburgunder als Weißweinsorten angebaut. Auch die charakteristische Landschaft ist gänzlich unterschiedlich zum Bodensee: Schmale Täler und steile Hänge prägen das Landschaftsbild, ebenso kleinere Dörfer und einzelne Weingüter.

Ein weiteres und vor allem international sehr bekanntes Anbaugebiet ist die Region rund um die Mosel. Das Anbaugebiet der Mosel umfasst ebenfalls die Nebentäler Saar und Ruwer, was bis 2006 zu der Bezeichnung Mosel-Saar-Ruwer geführt hatte. Mit berühmten Wein-Städten wie beispielsweise Trier, Saarburg und Koblenz ist die Mosel touristisch stark erschlossen und bietet viele Reisemöglichkeiten an. Eine weitere Besonderheit: Innerhalb der Region liegen viele alte römische Städte, was zu einer wundervollen Kulisse und zu vielen Touristen führt. Viele verbinden die Besichtigung der römischen Ruinen mit Weinverkostungen und assoziieren die Anbauregion Mosel mit dem Anblick der römischen Hinterlassenschaften.
Weltweit bekannt ist ebenfalls die Moselweinstraße. Es handelt sich hierbei um eine der begehrtesten und berühmtesten Weinstraßen auf der Welt. Die Moselweinstraße beginnt direkt an der Grenze von Frankreich zu Deutschland. Mit einer Gesamtlänge von über 242 Kilometern, entlang an kulturellen Sehenswürdigkeiten und landschaftlich schönen sowie einzigartigen Ortschaften, bietet die Moselweinstraße viel zu sehen und zu entdecken. Sollten Sie für eine Reise auf der Moselweinstraße interessieren, so sollten Sie sich insbesondere über geführte Reisen informieren. Viele Veranstalter haben Kooperationen mit Winzern, die ermöglichen, einen Blick hinter die Arbeit auf einem Weingut zu werfen. Außerdem entgehen Ihnen so keine Highlights und Sehenswürdigkeiten.
Über 90% der Rebfläche in der Region Mosel sind von weißen Rebsorten bedeckt, hierbei dominiert der Riesling, gefolgt vom Müller-Thurgau. Bei den wenigen roten Rebsorten, die angebaut werden, handelt es sich in erster Linie um Spätburgunder sowie um Dornfelder.

Nicht nur in Deutschland gibt es bekannte Weinanbaugebiete. In Frankreich ist beispielsweise die Anbauregionen Bordeaux berühmt. Der Wein aus dieser Region ist weltweit bekannt und beliebt, weil die Qualität der Weine für sich spricht. Die Winzer der Region setzen bei Ihren Weinen vorwiegend auf Merlot, Cabernet-Sauvignon sowie Malbec im Bereich der Rotweine. Bei Weißweinen setzen die Winzer auf Sauvignon-Blanc.

Auch außerhalb Europas wachsen die Weinanbaugebiete. Weine, beispielsweise aus Kalifornien, werden immer beliebter und finden auch in Europa Anhänger. In den USA zählen neben Kalifornien der Nordwesten des Landes und Teile von New York zu den bekanntesten Anbaugebieten. Eine besondere Spezialität der Rotweine aus den USA sind die Merlots, die geschmacklich eine kräftige Note enthalten. Sie reifen oftmals im Eichenfass nach und erhalten dadurch einen unverwechselbaren Geschmack. Als Weißwein wird meist Chardonnay hergestellt und gegebenenfalls ebenfalls im Eichenfass gereift.

Natürlich gibt es auch in anderen Ländern und Regionen dieser Welt Anbaugebiete und eigene Wein- sowie Rebsorten. Viele, gerade neuere Gebiete, orientieren sich jedoch an den großen Anbaugebieten wie beispielsweise Bordeaux und versuchen, ihren eigenen Geschmack zu kreieren. Sollten Sie zufälligerweise auf Ihren Reisen in fernen Ländern durch Weinregionen kommen, nutzen Sie die Gelegenheit und besuchen Sie die Weingüter vor Ort. Lernen Sie die dort ansässigen Winzer und Weinsorten kennen und verlieben Sie sich in einen Wein, der geschmacklich überzeugt.