Wenn Sie zu einer festlichen Feier, wie beispielsweise einer Hochzeit eingeladen sind, spielen Tischmanieren und Etikette natürlich eine große Rolle. Gerade diejenigen, die nicht in familiären Kreisen leben, wo Tischetikette der feinsten Art täglich praktiziert wird, erleben solche Anlässe als eine Herausforderung. Für beinahe jede Situation gibt es in der sogenannten Knigge eine Besonderheit und beachtenswerte Regel. So auch beim Weintrinken. Wenn Sie das nächste Mal auf einen feierlichen Anlass eingeladen werden, wo alle Gäste sich strikt nach der Knigge verhalten sollen, brauchen Sie sich aber keine Sorgen zu machen: Mit ein paar Grundregeln überstehen Sie den Abend ohne Probleme.

Ein wichtiger Teil der Knigge ist die Tatsache, dass Weingläser am Stiel angefasst werden. Diese Tatsache lässt sich mit zwei Aspekten begründen: Hält man das Weinglas am Kelch fest, erwärmt sich durch die Berührung der Handinnenfläche das Glas und somit auch der Wein. Die Trinktemperatur steigt und gerade bei komplexen Weinen kann dies zu einer Veränderung im Geschmack führen. Sie sollten also, gerade bei Weißweingläsern, darauf verzichten, den Kelch mit der Handinnenfläche zu umschließen. Dies wirkt auf der einen Seite natürlich wesentlich gelassener und angenehmer, könnte aber bei den anderen Gästen den Gedanken aufkommen lassen, dass Sie sich nicht mit den vorherrschenden Regeln auskennen. Außerdem, und dies ist der zweite Aspekt, ist der Klang beim Anstoßen klarer und deutlicher, wenn das Glas am Stiel angefasst wird. Hierbei sollten Sie sich aber angewöhnen, nur anzustoßen, wenn dies vom Gastgeber erwünscht ist. Anstoßen gehört generell nicht zwingend zur Knigge, sondern kann individuell eingesetzt werden. Sollte der Gastgeber auf das Anstoßen verzichten, bedeutet dies auch für den Gast, dass jederzeit mit dem Trinken des Weins begonnen werden kann. Natürlich ist dies nicht als Freifahrtsschein für den unendlichen Weinkonsum gedacht, sondern als nette Geste an die Gäste, nicht erst auf ein Zeichen des Gastgebers warten zu müssen. Sollten Sie sich nicht sicher sein, ob der Gastgeber anstoßen wird, beobachten Sie diesen selbst oder die anderen Gäste. Greifen diese bereits zum Weinglas, können Sie ohne Zweifel und schlechtes Gewissen ebenfalls von dem leckeren Genussmittel kosten. Beim Weintrinken während des Essens sollten Sie vor allem darauf achten, nicht zu trinken, während sich noch Essen in Ihrer Mundhöhle befindet. Schlucken Sie Ihren Bissen erst hinunter und trinken Sie dann vom Wein. Hierbei bietet es sich an, in kleinen Schlucken zu trinken.

Achten Sie zudem auf die Weinwahl. Mit Sicherheit wird Ihnen der Gastgeber einen Wein zum jeweiligen Essen empfehlen. Bei rotem Fleisch eignet sich besonders Rotwein, zu weißem Fleisch trinkt man für gewöhnlich Weißwein. Sollte ihn allerdings eine Weinsorte oder Rebe nicht bekommen oder absolut nicht munden, dürfen Sie dies dem Gastgeber sagen und nach einer Alternative fragen. Hierbei darf auch die Regel der richtigen Weinzuordnung zum Gericht gebrochen werden. Sollte, bei unterschiedlichen Gängen, verschiedener Wein angeboten werden, achten Sie darauf, die Weinauswahl nicht durcheinander zu trinken, sondern tatsächlich beim passenden Wein zu bleiben.

Sollten Sie auf der Seite des Gastgebers stehen, müssen oder können Sie noch ganz andere Dinge beachten. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wo der Wein eigentlich geöffnet wird? Ein guter Gastgeber fragt seine Gäste, bevor er den Wein öffnet, ob dieser als Auswahl für das Essen passend ist. Stimmen die Gäste zu, öffnet der Hausherr oder das Personal die Flasche vor aller Augen am Tisch. Schenken Sie den Wein danach allerdings nicht gleich ein. Es bietet sich an, den Korken zuerst einer Geruchsprobe zu unterziehen. Dies hilft Ihnen nicht nur die Qualität des Weins einzuschätzen und mögliche Weinfehler auszuschließen, es macht außerdem einen guten Eindruck. Sie zeigen Ihren Gästen damit, dass es Ihnen wichtig ist, sie mit einem guten, harmonischen und stimmigen Wein zu verwöhnen. Sollte Ihnen beim Öffnen der Flasche der Korken, aus welchem Grund auch immer, abbrechen, ist dies kein Fiasko. Setzen Sie den Korkenzieher erneut ein. Auch Krümel im Wein sind kein Problem: Sie werden beim ersten Einschenken aus der Flasche ausgespült. Verwenden Sie hierfür ein eigenes Glas und schütten Sie es danach weg. Danach schenken Sie sich selbst einen kleinen Schluck ein, um ihn zu probieren. Sie signalisieren Ihren Gästen damit weiterhin, dass es Ihnen wichtig ist, den Wein auf eventuelle Weinfehler zu prüfen. Fällt das Urteil positiv aus, wird der Wein eingeschenkt. Achten Sie darauf, von welcher Seite Sie den Wein einschenken. Es ist Regel, dass der Wein, und auch andere Getränke, von der rechten Seite des Gastes eingeschenkt werden. Sollten Sie bei Ihrem feierlichen Anlass über Personal verfügen, wird dieses gerne das Einschenken des Weines übernehmen. Sind Sie alleine, ist der Hausherr für das Einschenken des Weines und die Aussprache von Empfehlungen zuständig. Hierbei wird nicht der Reihe nach eingeschenkt, sondern zunächst die Gläser der Damen gefüllt und danach die der Herren und schlussendlich die eigenen. Achten Sie besonders darauf, die Gläser beim Einschenken nicht in die Hand zu nehmen. Das Glas bleibt bestenfalls auf dem Tisch stehen, damit keine Fingerabdrücke von fremden Personen darauf zu finden sind. Bei Rotweinflaschen bietet es sich außerdem an, eine Serviette um den Flaschenhals zu legen, damit eventuelle Rotweintropfen von dieser aufgesaugt werden und nicht auf die Tischdecke oder – noch misslicher – auf die Garderobe des jeweiligen Gastes fallen. Um das Tropfen zu verhindern sollten Sie die Flasche gegen Ende des Einschenkens mit einer Drehung erheben, sodass keine Tropfen am Flaschenrand entstehen können. Die Serviette hat einen weiteren Vorteil: Sie schützt die Flasche vor der Erwärmung des Weines durch die Berührung mit der Hand. Deswegen macht es Sinn, gerade bei Weißwein eine solche Serviette zu verwenden, damit die Temperatur kühl bleibt. Weiterhin sollten Sie darauf achten, möglichst wenig Kontakt zwischen Flasche und der eigenen Hand herzustellen. Kellner legen daher den Daumen in die Einbuchtung am Flaschenboden und halten die Flasche mit den Fingern abgestützt. Dies ist besonders bei edlen und teuren Weinen, bei denen die exakte Temperatur eine wichtige Rolle spielt, ratsam.
Sollten Sie im Rahmen Ihres Essens verschiedene Weine ausschenken, denken Sie daran, unbedingt die richtigen Gläser dafür zu benutzen. Sollten sie zwei Rotweine ausschenken, bietet es sich an, für den zweiten Rotwein ein eigenes, frisches Glas zu verwenden, damit der Geschmack nicht durch den ersten Wein verfälscht wird.

Diese Regeln sind natürlich besonders kleinlich und werden vor allem von Kellner in Edelrestaurants beachtet. Privatpersonen können, je nach Wunsch und Vorstellung, die Regeln etwas aufbrechen und einen lässigeren Stil an den Tag legen.