Natürlich können Sie jeden Wein, den Sie kaufen, Ihren persönlichen Prüfungen unterziehen. Hierzu können Sie sich beispielsweise die Flasche und den Korken anschauen oder auf Schwebestoffe achten. Wer in Deutschland Wein mit dem Etikett Qualitätswein kauft, der kann sich sicher sein, dass diese Weine im Generellen einer Qualitätsprüfung unterzogen wurden. Diese sollen sicherstellen, dass während der gesamten Produktion keine Fehler gemacht wurden oder Mängel entstanden sind. Auf die Qualitätsprüfungen können Sie sich verlassen. Doch was genau ist Teil der Prüfung und wer führt sie durch?
Jeder Wein, der in Deutschland unter dem Siegel Qualitätswein läuft, muss einer Qualitätsprüfung unterzogen werden. Dadurch soll die Qualität im Wein gewährleistet werden und der Käufer auf der sicheren Seite sein. Das oberste Ziel der Qualitätsprüfung ist es, Weine auszuzeichnen, die absolut fehlerfrei sind und deswegen mit Geschmack und Aroma überzeugen. Wenn sich in Deutschland ein Wein Qualitätswein, also Wein der höheren Güteklasse, nennen will, muss er verschiedene Kriterien erfüllen. Neben einer nachweißlichen Herkunft aus einem Anbaugebiet muss ebenfalls die Qualität der Trauben stimmen sowie Richtlinien im Zusammenhang mit Anbau, Lese und Ausbau eingehalten werden. Jeder Qualitätswein in Deutschland wird von einer amtlichen Weinqualitätsprüfung auf die jeweiligen Kriterien überprüft. Hierbei besteht die Prüfung auf der einen Seite aus einer analytisch-technischen Prüfung als auch auf der anderen Seite aus einer Sinnprüfung.
Der erste Schritt der Qualitätsprüfung ist die Analyse im Labor. Die eingeschickten Proben werden in einem Weinlabor auf Inhaltsstoffe, Zusammensetzung und Qualität überprüft. Hierbei wird genau darauf geachtet, ob der Wein den gesetzlichen Richtlinien entspricht, oder ob bereits auf dieser Ebene Mängel zu finden sind. Nachdem die Ergebnisse festgehalten wurden, werden sie, gemeinsam mit einer Weinprobe, zur zuständigen Prüfstelle des jeweiligen Bundeslands weitergereicht.
Nach der Laborprüfung folgt in der Prüfungsstelle die Qualitätsprüfung durch Experten. Diese soll sicherstellen, dass nicht nur auf Basis der Chemie und der Inhaltsstoffe alle Richtlinien eingehalten werden, sondern, dass auch der Geschmack stimmt. In dieser Phase der Qualitätsprüfung wird auf das Urteil von Experten vertraut. Mindestens drei Experten sitzen in einer Prüfungskommission zusammen, die für die Verkostung zuständig ist. Die Verkostungen erfolgen separat, sodass sich die Prüfer nicht gegenseitig beeinflussen, und die Bewertung geschieht in einem 5-Punkte-System. Bei der Überprüfung wird allerdings nicht nur auf den Geschmack geachtet, sondern das Gesamtpaket des Weins betrachtet. So bewerten die Prüfer im ersten Schritt die Stimmigkeit und Grundlagen des Weines. Des Weiteren achten sie auf Farbe und Klarheit. Sind bereits hier erste Mängel zu erkennen, kann der Wein nicht als Qualitätswein auszeichnet werden. Die Prüfer müssen sehr detailliert arbeiten und beobachten sowohl einzelne Aspekte sowie das Zusammenspiel der Gesamtheit. Hierbei dürfen Punkte, wie beispielsweise Harmonie, nicht zu sehr von der Einzelbewertung abweichen, da ansonsten der Qualitätswein nicht den Richtlinien entspricht. Sollte ein Fehler im Geruch oder im Geschmack vorzufinden sein, sind die Prüfer dazu verpflichtet, diesen Aspekt mit 0 Punkten zu bewerten, was mit einer Ablehnung gleichzusetzen ist.
Erreicht eine Probe einen Durchschnittswert von 1,5 kann er als sogenannter Qualitätswein verkauft werden. Hierbei gibt es jedoch unterschieden in der Bewertung der einzelnen Prüfer und in der Gewichtung der Beurteilung. Während in Rheinland-Pfalz die Mehrheit der Prüfer ein positives Urteil gefällt haben muss, wird in anderen Bundesländern das Durchschnittsverfahren verwendet. Ein Wein, der durch die Prüfung gekommen ist, wird mit dem Qualitätssigel A.P.Nr gekennzeichnet. In dieser Nummer können Sie übrigens erlesen, in welcher Prüfungsstelle der Wein geprüft wurde, in welcher Gemeinde der Wein abgefüllt wurde sowie die Anzahl der Füllungen. Die letzten zwei Zahlen geben das Jahr der Abfüllung an.
Durch eine Lese- und Reifeprüfung werden die Winzer angehalten, täglich die Ernteergebnisse zu dokumentieren. So können für die spätere Herstellung wichtige Faktoren festgehalten werden, damit im Nachhinein keine Fehler unterlaufen. Neben der Rebsorte, der Lage des Weinstocks, der Qualität und dem Erntedatum müssen auch der Mostgehalt und die Erntemenge angegeben werden.
Neben der amtlichen Qualitätsprüfung streben auch immer mehr Supermarktketten und Weingüter eine eigene Qualitätsprüfung an. Hierzu zählen neben internen Tests auch externe Überprüfungen, die im Vorfeld die Qualität sichern sollen. Auch in diesem Fall wird darauf geachtet, dass auf der einen Seite die chemischen Komponenten stimmen. Labortests bringen Klarheit in die Zusammensetzung des Weins und schützen vor falschen Inhaltsstoffen. Außerdem spielen im Rahmen von umweltschonenden Anbaumaßnahmen die Nachweise über die Art und Weise des Weinanbaus eine immer größere Rolle. Oftmals werden Weingüter angehalten, nachweisen zu können, mit welchen Mitteln sie die Weinreben behandeln und welche Stoffe sie einsetzen. Dies soll gewährleisten, dass die Höchstgrenze an Pestiziden nicht überschritten wird.
Weiterhin gehört zu einer solchen Qualitätsprüfung auch die unangekündigte Kontrolle. Große Vertriebe möchten mit diesen Überraschungskontrollen eine verbesserte Arbeitsqualität erreichen. Bei diesen spontanen Kontrollen geht es nicht nur um die Herstellung des Weines, sondern auch den Anbau, die Lese und die Vermarktung.
Viele solcher Vertriebe setzen auch unabhängige Qualitätsmanager ein, die regelmäßig die Qualität der Weine überprüfen, sodass eventuelle Mängel gleich berichtigt werden können.
Übrigens: Nicht in allen Ländern gibt es eine amtliche Qualitätsprüfung wie in Deutschland. In romanischen Ländern besteht die Qualitätsprüfung lediglich aus der Nennung der Herkunft. Hierbei wird vorausgesetzt, dass in manchen Regionen qualitativ hochwertigerer Wein hergestellt wird als in anderen. Wer auch im Urlaub qualitativen Wein trinken möchte, der sollte sich mit den Qualitätslabeln der jeweiligen Reiseländer auseinandersetzen. In Italien müssen Sie beispielsweise zwischen vier Qualitätsstufen unterscheiden. Kaufen Sie einen Wein mit der Bezeichnung DOCG, dann haben Sie einen Spitzenwein gekauft. Lediglich 5% der Weine aus Italien gehören dieser Kategorie an. Die nächsttiefere Qualitätsgruppe ist DOC. Circa 25% der Weine gehören dieser Kategorie an. IGT umschreibt den italienischen Landwein, der mit einer geographischen Herkunftsbezeichnung versehen werden muss. Bei Vino da Tabula handelt es sich um den Tafelwein, der oftmals bereits sehr günstig im Discounter zu kaufen ist und nur wenige Auflagen erfüllen muss.